Unerträglicher Krach der Güterzüge, Lärm macht krank
20.11.2012

Der Lärm ist unerträglich. Bis zu 110 Dezibel erzeugen Güterzüge – das ist so laut wie ein Rockkonzert. Anwohner kämpfen seit Jahren gegen den Bahnlärm – bisher ohne großen Erfolg. Jetzt könnte eine Lärmstudie im Auftrag des Bundesumweltamtes den Bahnlärmgegnern neuen Rückenwind geben. Der renommierte Bremer Epidemiologe Prof. Eberhard Greiser hat mit Hilfe der Daten von mehr als eine Million Kassenpatienten die Gesundheitsbelastung durch Lärm am Beispiel des Flughafens Köln/Bonn untersucht und dabei Erschreckendes herausgefunden: schon ab 60 Dezibel erhöht sich das Risiko für Herzinfarkte, Leukämie, Brustkrebs oder Schlaganfälle. Die Untersuchung konnte nachweisen, dass in lärmbelasteten Regionen die Verabreichung von Blutdrucksenkern, Herz-Kreislauf-Medikamenten, Beruhigungs- und Schlafmitteln sowie die Verschreibung von Aniti- Depressiva besonders häufig sind. Kein Wunder, denn durch Lärm steht der Körper ständig unter Stress.
Die Ergebnisse der Studie alarmieren – denn die Belastung durch den Bahnlärm ist sogar noch deutlich größer als die durch Fluglärm in der untersuchten Region Köln/Bonn. Sowohl den Bund als Streckeneigentümer als auch die Bahn als Streckennutzer , müssen endlich wirksame Maßnahmen gegen den Bahnlärm auf den Weg zu bringen und – wenn das nicht geht – ernsthaft über eine Alternativtrasse nachzudenken.
Es gab in den letzten Jahren immer wieder vereinzelte Versuche, den Bahnlärm zu reduzieren. Der Bund und die Bahn investierten Millionen in die Gleisdämmung, in lärmschonende Technologie – wie beispielsweise die sogenannten Flüsterbremsen und K-Sohlen an einzelnen Waggons -, in Isolierfenster entlang der Strecke oder in Lärmschutzwände. Doch das sind Schönheitskorrekturen, um die Menschen zu beruhigen. Sie reichen nicht aus, den Bahnlärm nachhaltig zu senken. Es fehlt bisher an einer schlüssigen Gesamtlösung für das Problem Bahnlärm.
Das sieht die Deutsche Bahn ganz anders. Zur Lärmstudie von Prof. Greiser möchte man dort zwar nichts sagen, verweist aber im Gegenzug auf die zahlreichen Lärmschutzmaßnahmen, die man bereits freiwillig auf den Weg gebracht habe. Für die Finanzierung weiterer Maßnahmen sei der Bund zuständig.
Viel mehr als in den Lärmschutz aber investieren Bund und Bahn in den Ausbau des Streckennetzes, um noch mehr Güterzüge auf den Weg zu bringen. So wird zur Zeit mit Hochdruck an der europäischen Güterfernverkehrsstrecke Genua-Rotterdam gearbeitet. Ab 2015 – nach dem Ausbau des Gotthard-Tunnels – sollen dann noch mal 20 bis 50 Prozent mehr Güterzüge – so die Schätzungen - durch die Gemeinden rattern. Güterzüge mit einer Länge von bis zu 1.500 Metern. Ein Horrorszenario.
Zur Studie: Risikofaktor nächtlicher Fluglärm – macht Fluglärm krank ?
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